Mit bewundernswerter Ausdauer trägt Bachmann für Anthologien Verse von Dichtern zusammen, das ist inzwischen der dritte Band. Die Autoren sind unterschiedlichen Alters und über ganz Deutschland verteilt, sie haben verschiedene Professionen, aber gemeinsam das Bedürfnis, ihren Blick auf die Gesellschaft und die Welt in konzentrierter Form in Worte zu fassen. Sie komprimieren, wo andere die Tinte und die Gedanken nur so strömen lassen. Was heutzutage unter 500 Seiten ist, gilt nicht als Buch, schon gar nicht als gewichtig. Allein in dieser Wendung offenbart sich der falsche Schein: Die Optik arimidex, die Fassade ist wesentlich, der Inhalt unerheblich.
Hier verhält es sich genau umgekehrt: Wichtiges wird am Inhalt und nicht am Umfang sichtbar. Auch wenn in der lauten, schrillen Warenwelt damit kein Geld zu verdienen ist: Die Autoren halten eine Kunstform am Leben, die in der Marktwirtschaft schon lange auf der Roten Liste steht.
Frank Schumann